Ich bin ein lächerlicher Mensch“, leitet der Sankt Petersburger Ich-Erzähler seinen Monolog ein und gibt gleich darauf unumwunden zu, die anderen haben ihn längst als Verrückten abgestempelt. „Immer lachten alle über mich“, klagt er. Das erweist sich eigentlich als keine Klage, denn ihm ist „alles egal“. Diesen 3. November findet der lächerliche Mensch erzählenswert. Da erblickt er doch – im Finstern auf der Straße stehend – am Himmel hinter Wolkenfetzen ein Sternchen. Dieser Himmelskörper gibt dem Erzähler den Gedanken ein, sich nun endlich umzubringen. Heute in der Nacht soll es sein
Für die Musik von Herwig Hammerl zu Dostojewskis „Der Traum eines lächerlichen Menschen“ möchte, ja sollte man fast einen neuen Begriff erfinden: die „Lesungsmusik“. Im Gegensatz zu Film- oder Theatermusik muss diese nicht auf Szenen oder gar Bilder eingehen – auf Stimmungen aber sehr wohl.
Traum- oder albtraumhafte Klänge, die – wie auch Dostojewski – zeitlich schwer zuzuordnen sind. Wie Hochromantisches aus den 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts klingen sie jedenfalls nicht; eher sind sie dem Neoklassizismus oder der Postmoderne / Minimal Music verpflichtet – mit erweiterter Tonalität statt 12-Ton-Korsett, Modulation statt Ton- und Stilsprüngen, mit „Flow“ statt mit „Breaks“: Traumklänge eben, Lesungsmusik...
„Ich wurde plötzlich wieder sehend. Es war tiefe Nacht; noch niemals herrschte eine derartige Finsternis…. Ich versicherte mich selbst, dass ich keine Angst hätte und erstarb vor Entzücken bei dem Gedanken, dass ich mich nicht fürchtete.“
(aus: „Der Traum eines lächerlichen Menschen“)
So. 11. Juni, 20 Uhr
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